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Einträge vom: 17.12.2025

Grießbrei, Murmeln und ein bisschen Freiheit

 








Ein Rückblick:

Wir rannten barfuß über den Asphalt, bis die Straßenlaternen angingen und drinnen stand der Milchreis in großen Schüsseln parat.
Tapiokapudding gab es nur selten, meist Grießbrei oder Reisbrei, warm, mit Zucker bestreut.
Dosenobst nur an Sonntagen, sonst frisches Obst vom Markt.

Süßigkeiten waren kleine Schätze: Brausebonbons, Lakritz, Pfefferminz, Schokoladentafeln.
Eine Tüte Zuckerperlen oder ein kleines Stück Schokolade fühlte sich an wie ein Fest.
Bonbons wurden in der Schule getauscht, Murmeln eingesammelt, kleine Siege gefeiert.

Fernsehen gab es kaum, schwarz-weiß, nur ein Kanal oder zwei.
Sendungen, die wir liebten: "Sandmännchen", "Lassie" ab und zu auch "Daktari".

Wir lasen Bücher, Comics, hörten Geschichten vom Plattenspieler.

Draußen spielten wir alles, was Platz hatte: Gummitwist, Springseil, Murmeln, "Klingelmännchen". Wir spielten oft "Himmel und Hölle", wir bauten Hütten aus Kartons, fuhren auf alten Fahrrädern, rollten auf einfachen Rollschuhen über die Straße.
Manchmal verloren wir Murmeln, manchmal einen Schuh, aber die Freiheit war größer als alles, was wir verloren.

Die Eltern standen selten daneben.
Sie wussten, dass wir schon irgendwie klarkommen würden,
während sie in der Küche werkelten, Kartoffeln schälten, Butterbrote schmierten, Kaffee kochten.
Wir aßen Grießbrei, tranken Kakao, lachten über jeden Fleck auf den Hosen,
und für eine kurze Zeit war die Welt groß genug, dass wir alles schaffen konnten.

Wir lebten mit Regeln, die niemand schrieb,
aber jeder kannte sie: Vorsichtig über die Straße, auf den Plattenweg achten,
und ansonsten alles erlaubt.
Die Welt war draußen, die Welt war laut, die Welt war unsere!


© Anne Seltmann








Anne Seltmann 17.12.2025, 09.53| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: EigeneWortPerlen | Tags: Geschichten, Kindheit, Murmeln, 60ziger Jahre, ,

Maritimer Mittwoch N° 241



[Bild KI generiert / Text © Anne Seltmann] 


Klön & Krümel

 

Am frühen Morgen stand die kleine blaue Hütte "Klön & Krümel" still am Strand, nur Mathilda war drinnen – die Einzige, die Zutritt hatte. Die Möwen, scheinbar gut informiert, landeten schon am Fenster und begutachteten kritisch jede Bewegung der Besitzerin. Kaum hatte Mathilda die erste Tasse Kaffee durch das Fenster gereicht, stürzten sich zwei besonders freche Möwen auf die Serviette mit einem Keks, dass Mathilda nur noch lachen konnte.

"Na gut, ihr Nasenbären, aber nur einen Keks pro Runde!", rief sie durch das Fenster, und die Möwen kreischten empört, als hätten sie sie nicht verstanden. Die Kunden draußen lachten, hielten ihre Tassen fest in den Händen und zwangen die Möwen zu einer respektvollen Distanz – zumindest für eine Minute.

Jeder neue Besucher wurde von den Vögeln beäugt wie von kleinen Kontrolleurinnen, die prüften, ob der Kaffee und die Kuchenstücke auch richtig verteilt wurden. Mathilda balancierte Tassen, Löffel und Kekse mit erstaunlicher Gelassenheit, während die Möwen versuchten, jeden unbeobachteten Moment für einen kleinen Raub zu nutzen.

So verging der Vormittag: Lachen, kreischende Möwen, warme Tassen Kaffee, ein paar gestohlene Kekse – und ein Strand, an dem alle draußen standen, den Wind spürten, das Meer hörten und die kleine, freche Magie von "Klön & Krümel" genossen. Mathilda hinter der Theke war die ruhige Königin dieses Chaos, die Einzige, die alles unter Kontrolle hatte – zumindest bis zur nächsten Möwenattacke.




© Anne Seltmann 










Anne Seltmann 17.12.2025, 07.52| (0/0) Kommentare | TB | PL | einsortiert in: PerlenhafteProjekte | Tags: Maritimer Mittwoch, Mittwoch, Angela, Hütte, Strand, Meer, Möwen, Kloen und Kruemel,

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